Schaumschwester
Gepriesen seien die lieblichen Dinge.
Das Ewig-Weibliche - laßt es euch künden –
kommt jetzt in unverweslichem Leib. –WLADIMIR SOLOWJEW
»Eine Anti-Utopie vom Autor der “Endstufe” – eine satirische, als Science-Fiction verbrämte Kulturkritik mit Rundumschlägen auf die gegenwärtige Missere.«
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Erste Pressestimmen
»Wo Kunkel in seinem bekanntesten Werk “Endstufe” (2004), zu laut, zu viel und ziellos war, präsentiert sich “Schaumschwester” komprimiert und zurückhaltend. Da finden schöne Sätze ihren Platz wie etwa dieser Satz, der das im ganzen Roman drohende Unglück vorwegnimmt: “Die Ablösung des Menschen durch die Maschinen vollzog sich im Stillen, im Halbdunkel, fast zärtlich.” «
ELIAS KREUZMAYR, Taz, 9.8.2010
»Der Schriftsteller und Satiriker Thor Kunkel (…) kennt sich aus in unseren Breiten. Er leuchtet mit seinem neuen Buch “Schaumschwester” ungehörig genau in die Eingeweide der hiesigen, kulturell zerfallenden Gesellschaft. (…) Kein geringeres Thema als die Abschaffung des Menschen und sein Cyberersatz bildet den Stoff der Science-fiction-Hyperbel Kunkels. (…) Kunkel ist in diesem Thema sehr belesen und gelehrt.«
WILHELM HINDEMITH, Badische Zeitung, 30. Juni 2010
»Es gibt Vergleiche, die bis an die Grenze des rhetorisch Vertretbaren gehen und gerade daher spaßig zu lesen sind; von Kolthers gescheiterter Ehe heißt es: „Der Bruch zwischen ihm und seiner Frau war wie bei Schleiflackmöbeln, die glatt aneinandergefügt werden, lange Zeit nicht zu bemerken gewesen.“ Und es gibt Verfolgungsjagden; die schönste von ihnen könnte aus einem Dario-Argento-Film der frühen Siebziger stammen: In einem Hotelflur wird Lora von einer hoch entwickelten Puppe angegriffen, die aus den Naben ihrer Rollstuhlräder rotierende Klingen ausfahren kann. (…) Im bunten Mantel des Pop-Literaten, in den Thor Kunkel sich hüllt, scheint ein Provokateur zu stecken, der vielleicht gerne der Urenkel von Oswalt Spengler wäre.«
CHRISTOPH HAAS, Süddeutsche Zeitung, 20.8.2010
»(…) hoch spannende[r] Handlungsverlauf, den Kunkel mit brisanten Reflexionen auflädt, über das Schicksal der modernen Zivilisation, die sich mit den Ergebnissen der Evolution nicht länger zufrieden geben will, sodass die Technologie eine zweite Evolution mit der Schaffung künstlicher Frauen und perfekter Sexualobjekte hervorbringt. (…) Das neue Buch Kunkels ist mutig und interessant zu lesen, man geht aus ihm verändert und gedankenreicher hervor, als man vor der Lektüre war. Ein Gewinn also, allen Lesern zu empfehlen, die Intelligenz und Erfindungsreichtum eines science fiction Autors von Kunkels Format hoch schätzen und deshalb nicht versäumen sollten.«
Quenzel, Donaufalter.de, 25. Juni 2010
»Thor Kunkel ist zurück. (…) Schaumschwester erscheint nun in der „Neue-Welt“-Reihe des verdienten Verlages Matthes & Seitz. (…) [Kunkel] erzählt die Geschichte vom friedlichen Ende der Menschheit – Aussterben durch cleane Autoerotik. (…) Die detailreich beschriebenen Sexpuppen sind fast perfekt (…).«
Sebastian Fasthuber, Volltext, 3/2010
»Mit seinem neuesten Roman „Schaumschwester“ liefert Kunkel eine spannende Mischung aus Science-Fiction und Agententhriller, geschmückt mit einigen philosophischen Exkursen, ab. (…) 270 kurzweilige Seiten, die mit allem gefüllt sind, was das Herz des Pulp-Fans begehrt. „Schaumschwester“ von Thor Kunkel ist der zweite Band der Reihe „Neue Welt“, und wenn die Verleger das Niveau halten, könnte das mit der Zeit eine schöne kleine SF-Reihe, die spannende Geschichten mit philosophischen Gedanken verbindet, werden.«
Axel Bussmer, Kriminalakte, 14. Juni 2010
»Kunkel schäumt vor Ideen, Gesellschaftsdiagnostik und Weltverzweiflung (…).«
Sabine Schutter, TITEL-Kulturmagazin, 03. Mai 2010
»Das Buch ist ein Fest!«
Thomas Hofmann, Buchrezicenter.de, 27. April 2010
Inhalt
Eine unbestimmte Zeit in naher Zukunft, die Menschheit steht vor einem Problem: Die Erdbevölkerung schwindet drastisch, die sozialen Sicherungssysteme drohen zu kollabieren, die Macht der Politiker zu bröckeln. Nach einem Gipfeltreffen wird der zynische Geheimagent Kolther mit einem heiklen Auft rag betraut: Er soll das Komplott einer Sexpuppenfirrma verhindern, der es gelungen ist, so wirkungsvolle »Schaumschwestern« herzustellen, dass sich die Menschheit, den Puppen verfallen, nicht mehr fortpfl anzt. Doch Kolther, der erst nach und nach die Hintergründe seines Auftrags versteht, wird selbst zum Spielball seiner Auftraggeber. Kann er, in Begleitung seiner so schönen wie schlauen Kollegin Lora, das Komplott hinter dem Komplott aufdecken und die Menschheit retten?
Eine moderne Pygmalion-Geschichte zwischen E. T. A. Hoff mann und Hans Bellmer, und gleichzeitig ein rasanter, spannender und aberwitziger Spionageroman, der von der Ablösung des Menschen durch seinen nächsten Evolutionssprung erzählt.
Verlag : Matthes & Seitz Berlin 288 Seiten
Maße: 9,8 x 18,2 cm
Kartoniert
Deutsch
ISBN-10:
ISBN-13:
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WEITERFÜHRENDE MATERIALIEN
Karl Lagerfeld inszenierte im Februar 2010 “künstliche Frauen” für die Vogue.
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Der Abschied vom Organkonzept “Mensch”
Der Schuhhersteller Puma weist uns den Weg: Mario Gomez hat sich “in Zukunft” von seinen Beinen getrennt. Stattdessen vertraut er auf eine pervers aussehende Cyber-Prothese namens »Speed Legs«. Nun ja, jedem das seine… Die neue Puma-Werbung (zu sehen in Intersport-Shops und Burgerking-Filialen) demaskiert den Sport der Spitzenathleten als Industrietätigkeit von Kampmaschinen - anders läßt sich diese Photo-Montage kaum deuten. Mit Freude am Ball, mit körperlicher Leistung, mit olympischem Geist, hat sie jedenfalls nichts mehr zu tun. Aber dann immer auf unsere armen Rad-Profis schimpfen! Bis die Cyber-Legs in Serie gehen, müssen die sich halt notgedrungen mit Doping-Mitteln behelfen.
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Es liegt in der psychischen Struktur des problematischen Menschen, an überlieferten Massstäben für sich, um sich oder über sich zu zweifeln. Man hat eben andere Antennen, verortet vieles anders, oder wird von unguten Vorahnungen beschlichen. Entschuldigung. Wirklich. Ich möchte Sie nicht beunruhigen. Nur, haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es kommt, daß immer mehr Menschen eine freiwillige Form der Selbstmaschinisierung betreiben? Plastic surgery, Anti-Aging-Bullshit, Biochips, biometrische Pässe, Superkinder aus der Retorte, Freizeitpartner aus Silikon… Seit Jahren unterstützen die Industrienationen diesen Trend aus Menschen Maschinen zu machen. Innere Werte? - Damit können im kybernetischen Zeitalter nur Implante gemeint sein, mit denen Seelenkrüppel ihre Komplexe und Unzulänglichkeiten kompensieren. Und doch - machen wir uns nichts vor - werden sie subtil von den Medien in diese Richtung gelenkt… Die Realität ist konstruiert. Das ist sie per se. Was wir für real halten, ist in Wirklichkeit nur eine fragwürdige Mischung aus Spekulationen, gelernten Sichtweisen und medial vermittelten Vorgaben. Die Menschen passen sich in der Regel diesen Vorgaben an, es entsteht die allgemeine Auffassung was real ist und was nicht. Der Medium is the message, the message the medium… Sehen Sie selbst.
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Wir, Teilchen…
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Got a Chip in my shoulder…
Die von der Regierung geplanten (und im Experimentalstadium längst realisierten) biometrischen Pässe sollen bald durch nanotechnologische Massnahmen komplementiert werden. Ein wichtiger Schritt ist die Installation einer Schnittstelle im Fleisch. Erstaunlich, daß sich hier ausgerechnet die technoiden, XTC schluckenden Partypeople als Versuchstiere andienen…
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Kunstnase.
Kam mir zufällig bei Recherchen unter: Ein Nasengerüst aus Polymeren (links). Formen dieser Art existieren bereits für andere Körperteile. Sie werden mit Stammzellen bepflanzt und entwickeln sich im Laufe der Zeit zu einem passenden Implantat (rechts). Für alle, die noch immer am Koks hängen - es besteht Hoffnung, Freunde, richtig Hoffnung… (tk)
Photo: Massachusetts Institute for Technology
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Innenohr der Verklärung.
Eine biologische Maschine erforscht sich selbst und was erkennt sie? Dachte erst, es handele sich um einen versüfften Speaker, eine Lautsprechermembran oder ähnliches… Doch nein, unter dem Rasterelektronenmikroskop (siehe Photo) sieht man deutlich wie penibel der liebe Gott unser Innenohr fabriziert hat. War halt ein “Mathematiker der höheren Ordnung” (Diarec), kein Zweifel, wenn man das sieht. Daß sich all diese Zellen von selbst sinnvoll angeordnet haben, ist schwer vorstellbar. Alle Körperpartikel handeln zufolge des in jeder Zelle verankerten genetischen Codes. Auch der hat sich nicht selbst schreiben können, denn jede codierte Nachricht, die für einen Empfänger lesbar ist, setzt eine Absicht des Absenders voraus. In der Mathematik kennt man keine verschlüsselten Nachrichten ohne Absender. Und in der Biologie? - Zu untersuchen. (tk)